KI-gestützte Echtzeit-Kontrolle zur Vermeidung von Überfüllung auf der Wiesn
Der Smart-City-Experte Dr. Daniel Trauth erklärt, wie sich mittels Bluetooth- und LiDAR-Sensoren sowie KI-gestützter Auswertung Besucherströme auf Grossveranstaltungen wie dem Oktoberfest in Echtzeit überwachen lassen. Das datenschutzkonforme System ermöglicht präzise Prognosen zur Vermeidung gefährlicher Überfüllungen.

«Für Grossereignisse wie die Wiesn lässt sich eine gefährliche Überfüllung am besten mit der Echtzeit-Überwachung der Personenzahl erreichen», erklärt der Smart-City-Experte Dr. Daniel Trauth. Sein Unternehmen dataMatters hat das Konzept bereits in mehreren Städten zur Passantenzählung an öffentlichen Plätzen und in Fussgängerzonen umgesetzt.
Im Kern werden dabei Bluetooth- oder LiDAR-Sensoren rund um ein Gelände einschliesslich aller Zugangswege installiert und gemessen, wie viele Personen oder Mobilgeräte – Smartphones und Smartwatches – in welche Richtungen strömen. «Im Unterschied zu einer Kameraüberwachung wird nur die Anwesenheit der Geräte gezählt, ohne dass diese bestimmten Personen zugeordnet werden können», betont Dr. Daniel Trauth. Dies gewährleiste den Datenschutz und die Privatsphäre der Wiesn-Besucher.
KI liefert Echtzeit-Prognosen
Die anonymisierten Bewegungsdaten werden permanent über Funksensoren an einen kommunalen Datenraum übertragen und dort mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. Der Clou: Die KI liefert in Echtzeit Prognosen, wann es wo zu Überlastungen kommen wird. «Es geht nicht nur darum, den Entscheidungsträgern vor Ort jederzeit ein aktuelles Lagebild zu vermitteln, sondern ihnen darüberhinausgehend absehbare künftige Entwicklungen aufzuzeigen», verdeutlicht der Smart-City-Experte den Vorteil des KI-Einsatzes.
Schnelle Implementation möglich
Wie dataMatters mitteilt, lässt sich ein mobiles Netz von Sensoren binnen weniger Tage rund um einen Festplatz einrichten. Zur Erfassung und KI-Auswertung der Passantenströme hat dataMatters bereits ein Betriebszentrum in Köln eingerichtet, an das jederzeit kurzfristig jede Kommune in Europa angeschlossen werden kann. Auf Anfrage könnte ein solches Zentrum auch in München aufgebaut werden, um die von Wiesn-Chef Christian Scharpf für nächstes Jahr angekündigte Echtzeit-Überwachung des Oktoberfests zu unterstützen.
Die für Smart-City-Netzwerke notwendige Funkversorgung nach dem sogenannten LoRaWAN-Standard ist nach den Erkenntnissen von Dr. Daniel Trauth in München bereits heute weitgehend gegeben. Die mehr als 100 Funkgateways in der Stadt würden für eine ausreichend dichte Netzabdeckung sorgen.
Vielfältige Smart-City-Anwendungen
«Die Zählung der Passantenfrequenz auf öffentlichen Strassen und Plätzen ist nur eine von unzähligen Anwendungen einer Smart City», ordnet Dr. Daniel Trauth ein. Ebenso lassen sich damit die Auslastung von Bus- und Bahnlinien erfassen sowie der öffentliche Personennahverkehr optimieren. Auch bei der kommunalen Abfall- oder Energiewirtschaft ergäben sich zahlreiche Einsatzfelder. «Die Bürger wollen von den Vorteilen einer Smart City profitieren, aber sie wollen sicherlich keine Überwachungsstadt», betont Dr. Daniel Trauth abschliessend.