Demokratiebildung in der Schule: Ein innovativer Ansatz mit Wirkung

Die Schule Bühl in Zürich führt mit der ersten Bühl-Gemeinde eine demokratische Schulversammlung ein. An der Premiere stimmen 360 Schüler:innen über die Gestaltung ihres Pausenplatzes ab – ein Musterbeispiel für gelebte Demokratiebildung im Schulalltag.

Demokratische Abstimmung an der Schule Bühl
Die erste Bühl-Gemeinde: Schüler:innen stimmen über die Gestaltung ihres Pausenplatzes ab. Bild: zvg

Es ist kurz nach neun Uhr morgens an der Schule Bühl in Alt Wiedikon. Rund 360 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse versammeln sich unter freiem Himmel. Mit hellvioletten Stimmzetteln in den Händen lauschen sie dem Präsidium des Schüler:innenparlaments. Was hier am 27. Juni 2025 stattfindet, ist keine gewöhnliche Schulaufführung, sondern der Auftakt einer neuen Tradition: die erste Bühl-Gemeinde – eine demokratische Versammlung nach dem Vorbild der Landsgemeinden.

Abstimmungsprozess an der Schule Bühl
Offene und sichtbare Abstimmung: Die Schüler:innen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Bild: zvg

Auf der Tagesordnung steht die zukünftige Gestaltung des Pausenplatzes. Die Schüler:innen haben sich im Vorfeld intensiv mit verschiedenen Gestaltungsvarianten auseinandergesetzt und deren Vor- und Nachteile abgewogen. Die Abstimmung erfolgt offen und sichtbar – ein mutiger Schritt für die jungen Teilnehmenden. «Wenn Kinder erleben, dass sie gehört werden, dass ihre Ideen ernst genommen werden, entwickeln sie ein tiefes Verständnis dafür, was Demokratie bedeutet», erklärt Moria Zürrer, Hauptschulleitung der Schule Bühl.

Dieser innovative Ansatz ist Teil einer klaren Vision: Die Schule Bühl versteht sich als Lernort, an dem demokratische Grundhaltungen nicht nur theoretisch vermittelt, sondern praktisch erfahrbar gemacht werden. «Kinder müssen nicht erst alt genug sein, um Demokratie zu lernen. Sie müssen alt genug sein, um sie erleben zu dürfen», betont Zürrer.

Die Bühl-Gemeinde zeigt beispielhaft, wie Schulen zu Reallaboren für gesellschaftliches Zusammenleben werden können. Die Kinder lernen hier nicht nur für Prüfungen, sondern für das Leben: Sie erfahren, wie man Konflikte aushandelt, Kompromisse schliesst und gemeinsame Lösungen findet.

Das Modell hat Strahlkraft über die Schule hinaus und könnte wegweisend sein für ein Bildungssystem, das junge Menschen als gleichwertige Mitgestalter:innen ihrer Welt ernst nimmt. Die Einführung der Bühl-Gemeinde setzt ein starkes Zeichen für zeitgemässe, zukunftsgerichtete Bildung – gerade in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt und Mitverantwortung immer wichtiger werden.

Weitere Beiträge zum Thema